Göteborger Schärengarten on a Budget: Brännö
Die malerische Schäreninsel Brännö, die vor der Küste Göteborgs liegt, ist ein toller Tipp für alle, die den besonderen Charme der schwedischen Westküste ganz unkompliziert und günstig erleben möchten. Von Göteborg aus kommt man nämlich schnell und einfach mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hierhin.
Unbekanntes Terrain
Vielleicht wisst ihr ja, dass ich mich meistens in den Schärengärten der schwedischen Ostküste herumtreibe – schließlich habe ich ein paar Jahre sogar im Stockholmer Schärengarten gewohnt. Letzte Woche war ich allerdings zusammen mit meiner Freundin Wiebke für die größte Buchmesse des Nordens in Göteborg. Die perfekte Gelegenheit also um die Schären vor Göteborg einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Ein gemeinsamer Freund, und ehemaliger Göteborger, empfahl uns die Inseln Asperö und Brännö – beide sehr schön, meinte er. Wir haben uns letztlich für Brännö entschieden, weil sie die größere der beiden Inseln ist und weil man von ihr aus auch über eine Brücke zum Galterö Naturreservat gelangt.
So einfach kommt ihr nach Brännö
Von Göteborg aus ist man in etwas mehr als einer Stunde auf Brännö, dank einer unkomplizierten Kombination aus Straßenbahn/Bus und Fähre. So kommt ihr am Besten dorthin:
1. Straßenbahn/Bus: Nehmt die Straßenbahn Linie 11 (Richtung Långedrag) und steigt in Långedrag aus. Alternativ könnt ihr auch den Bus Nummer 114 (Richtung Göteborg Saltholmens Brygga) nehmen. Der fährt ab Göteborg Brunnsparken bis zur Saltholmens Brygga durch und ihr spart euch den nächsten Schritt und könnt direkt die Fähre nehmen.
2. Zu Fuß oder mit dem Bus: Danach lauft ihr etwa 1 km bis zum Hafen (Saltholmens Brygga) oder nehmt zwei Stationen den Bus.
3. Fähre: Von der Saltholmens Brygga nehmt ihr die Fähre 283 nach Brännö Rödsten.
Die Überfahrt dauert etwa 15 Minuten und die Fähre legt auch auf Asperö an, falls ihr euch auch die kleinere der beiden Inseln anschauen möchtet. Für genaue Abfahrtszeiten von Straßenbahnen, Bussen und Fähren ladet euch am besten die App von “Västtrafik” herunter. In der App könnt ihr auch eure Tickets kaufen.
Der Weg ist das Ziel - Die Überfahrt nach Brännö
Boots- und Schiffsfahrten gehören für mich immer zu den schönsten Momenten auf jeder Reise. Wenn ich auf dem Wasser unterwegs bin, genieße ich den Weg zum Ziel mindestens genauso sehr, wie das Erkunden meiner eigentlichen Destination. Ich liebe es die frische Seeluft einzuatmen und die vorbeiziehenden Schäreninseln und Schiffe zu bestaunen.
Die Fähre, die zwischen Saltholmens Brygga und Brännö verkehrt, ist übrigens ein beliebtes Transportmittel für Touristen und Einheimische gleichermaßen. Ich finde es immer wieder spannend zu beobachten, was die Inselbewohner so alles mit diesen Fähren transportieren. Dieses Mal waren unter anderem ein paar Bäume, mehrere Kisten Äpfel und ein ganzer Bollerwagen voll mit Süßigkeiten dabei – zumindest nehme ich an, dass es Süßigkeiten waren. ;)
Obwohl die Überfahrt mit 15 Minuten recht kurz ist, gibt es an Board einen kleinen Kiosk an dem man sich Kaffee, Kakao, Eis und Gebäck kaufen kann. Falls ihr also Lust auf eine kleine Fika habt, ist für das leibliche Wohl gesorgt.
Wildromantische Idylle
Nachdem wir in Brännös kleinem Hafen angelegt hatten, ließen wir uns erst einmal treiben – getreu dem Motto „Immer der Nase nach“. Brännö hat einen ganz besonderen Charme, der sofort spürbar ist, sobald man die Insel betritt. Die Westküste Schwedens ist bekannt für ihre wildromantische Schärenlandschaft, und Brännö ist da keine Ausnahme.
Hier vereint sich der rustikale, maritime Charakter mit einem entschleunigten Lebensgefühl. Die kleinen, farbenfrohen Holzhäuser und schmalen Wege geben der Insel fast schon eine Postkarten-Atmosphäre. Überall spürt man die enge Verbindung zum Meer – sei es der salzige Duft in der Luft, die sanften Wellen, die sich an die felsigen Küsten schmiegen, oder die vielen kleinen Ausblicke auf das Wasser, die sich einem immer wieder bieten, wenn man die schmalen Wege entlangspaziert. Egal, wo man sich auf Brännö befindet, das Meer ist stets präsent.
Auf Brännö geht man links!
Auf Brännö wurden wir von einer Gelassenheit begrüßt, die typisch für schwedische Inseln ist. Ein Grund dafür war sicherlich auch die Abwesenheit von Autos, denn die gibt es auf Brännö nicht. Nur schmale Wege, die sich die Fußgänger und Radfahrer teilen. Aber Achtung: Ab und zu kommt auch mal ein Moped/Golfmobil (es gab viele ungewöhnliche motorisierte Kleinstfahrzeuge auf der Insel) angedüst.
Fun Fact: Auf Brännö herrscht linksverkehr! Auf manchen schwedischen Inseln herrscht noch immer der Linksverkehr, den es noch bis 1967 im ganzen Land gab. Auf einigen abgelegenen Inseln, besonders dort, wo sich der Verkehr nicht stark entwickelt hat, hat man manchmal den Linksverkehr beibehalten, um diese historische Eigenheit zu bewahren.
Hoch hinaus
Für uns war recht schnell klar: Wir wollten hoch hinaus! Und zwar zum Brännö Utkiken, ein ehemaliges Lotsenhaus, das mit seinen 47,2 Meter über dem Meeresspiegel den höchsten Punkt der Insel markiert. Von hier aus hat man einen atemberaubenden Blick auf den Göteborger Schärengarten.
Wo wir heute den schönen Ausblick genießen, haben früher Lotsen Ausschau nach Schiffen gehalten. Bereits seit dem 17. Jahrhundert haben hier Lotsen die Schiffe sicher durch die gefährlichen Küstengewässer des Göteborger Schärengartens geleitet. Ihre Aufgabe bestand darin, große Schiffe durch die felsige und oft unberechenbare Küste zu navigieren, indem sie ihre detaillierte Kenntnis der Strömungen, Untiefen und Felsen nutzten. Die Lotsen fuhren mit kleinen Booten hinaus, um die Schiffe sicher in den Hafen zu bringen oder hinauszuführen. Es war eine riskante Arbeit, besonders bei schlechtem Wetter, aber für die Seefahrt unverzichtbar.
Der Lotsenbetrieb wurde Mitte des letzten Jahrhunderts eingestellt und im Jahr 1960 brannte das ursprüngliche Häuschen leider nieder. Auf Initiative der Einwohner von Brännö wurde 1985 ein Nachbau des Lotsenutkiks errichtet - das berühmte rote Häuschen, das heute ein beliebtes Ausflugsziel ist.
Natürlich war ich neugierig und musste durchs Fenster spähen, um einen Blick in das kleine Häuschen zu erhaschen. An einer der Wände entdeckte ich eine Sammlung alter Fotos von verschiedenen Herren. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es sich dabei um die Lotsen handelt, die im Laufe der Jahre auf Brännö gearbeitet haben. Falls jemand von euch mehr über diese Fotos oder die Geschichte dahinter weiß, würde ich mich freuen, wenn ihr einen Kommentar hinterlasst!
Nachdem wir die wunderbare Aussicht (und eine riesige Hagabulle vom Café Husaren) genossen hatten, ging es für uns schon wieder zurück zur Fähre, da wir dieses Mal leider keine Zeit für einen ausgedehnten Besuch hatten. Dennoch kann ich euch sagen: Brännö hat noch viel mehr zu bieten! Es gibt z.B. eine Handvoll gemütlicher Cafés, die ich beim nächsten Mal unbedingt besuchen möchte. Außerdem gibt es ein kleines Museum, das in den Sommermonaten geöffnet hat, und wie bereits erwähnt, kann man über eine Brücke zum Galterö Naturreservat gelangen. Eines unserer persönlichen Highlights der Insel war auf jeden Fall auch der vielleicht kleinste Buchladen der Welt, den wir ganz zufällig entdeckt hatten.
Der vielleicht kleinste Buchladen der Welt
Fazit – Brännö, ein Must-Visit!
Brännö hat mein Herz erobert! Die Insel ist kinderleicht erreichbar und bietet trotzdem dieses besondere Gefühl, weit weg von der Hektik der Stadt zu sein. Egal ob ihr gerne wandert, baden geht oder einfach nur in einem Café die Seele baumeln lassen wollt – Brännö hat für jeden etwas zu bieten.
Ich bin mir jedenfalls sicher, dass ich bald wiederkommen werde.