Das Kullzénska Café in Kalmar
In der hübschen Küstenstadt Kalmar in Småland, einem perfekten Ziel für eine Auszeit in Südschweden, gibt es einen Ort, der Fika-Fans und Geschichtsliebhaber gleichermaßen begeistert: das Kullzénska Café. In diesem Beitrag zeige ich euch, warum das Kullzénska Café ein Muss bei eurem nächsten Besuch in Kalmar ist und welche spannende Vergangenheit hinter diesem besonderen Haus steckt. Hier findet ihr übrigens ein Instagram-Reel zum Café, das ich im Sommer 2024 aufgenommen habe.
Ein Café mit Seele
Mitten in der gemütlichen Fußgängerzone von Kalmar liegt das Kullzénska Café. In dem zweistöckigen, weißen Holzhaus, das vermutlich aus dem späten 18. Jahrhundert stammt, verbirgt sich dieser besondere Ort, in dem die Zeit stillzustehen scheint.
Sobald man die schmale Wendeltreppe hinaufgestiegen ist und das Café betritt, fühlt es sich an, als würde man in eine andere Ära eintauchen. Die knarrenden Dielen, das antike Interieur, die warmen Farben und der Duft von frisch gebrühtem Kaffee sorgen dafür, dass man sich direkt wie zu Hause fühlt.
Genau das macht dieses auch Café so besonders: Das Café besteht aus mehreren Räumen, die wie Wohnzimmer aus dem 19. Jahrhundert eingerichtet sind. Alte Möbel, liebevoll arrangierte Dekorationen und Wände voller Bilder erzählen Geschichten von vergangenen Zeiten.
Hausgemachte Fika
Natürlich sind es nicht nur die Atmosphäre und das Ambiente, die das Kullzénska Café so besonders machen. Die Speisekarte ist ein Traum für jeden, der schwedische Fika liebt. Hier gibt es alles von saftigen Kuchen und traditionellen schwedischen Backwaren bis hin zu herzhaften Gerichten. Besonders empfehlen kann ich den “Smulpaj” mit Blaubeeren und Vanilleeis. Auch der “Kladdkaka” mit Sahne ist super lecker! Dazu eine Tasse Kaffee – und schon ist der Alltag ganz weit weg.
Eine der gemütlichen Sitzecken
Typisch schwedischer Kladdkaka
Die Geschichte hinter Kullzénska Gården
Die Geschichte des Kullzénska Gården in Kalmar reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Ursprünglich ein Handelsgarten, wurde das Gebäude 1769 bei einem Brand zerstört, aber etwa 1771 wiederaufgebaut – und so entstand das Haus, das wir heute kennen.
Im Laufe der Jahre wurde das Gebäude zum Zuhause der Geschwister Henning und Signe Kullzén, die fast ihr ganzes Leben dort verbrachten. Heute ist das Obergeschoss, in dem die beiden wohnten, das Kullzénska Café, während das Erdgeschoss eine Verbindung zur Vergangenheit bewahrt: Hier befand sich damals Signes Papiergeschäft, direkt neben Hennings Antiquariat.
Die Geschwister Signe und Henning Kullzén 1916 | Bildquelle: DigitaltMuseum.se / Kalmar läns museum
Hennings Antiquariat im Untergeschoss ist bis heute erhalten geblieben
Henning war ein Abenteurer im Herzen. Es zog ihn hinaus in die Welt, und auf seinen Reisen kauft er oftmals Bücher und Briefmarken für sein Antiquariat. Sein Reisepass war gespickt mit Stempeln, und jedes mal, wenn er unterwegs war, brachte er Postkarten für seine Schwester mit – kleine Erinnerungen aus fernen Ländern. Signe dagegen kümmerte sich um ihre Papierhandlung, bekannt für Bücher, Zeitungen, Sammelbilder und Papier-Anziehpuppen. Viele Kalmarer erinnern sich noch an ihr etwas strenges Wesen: Kinder, die zu lange in den dicken Sammelalben blätterten, konnten schon mal ein strenges Wort hören.
Als in den 1960er Jahren große Teile des Viertels abgerissen wurden, um Platz für Neubauten zu schaffen, blieben die Geschwister standhaft. Sie weigerten sich, das Haus zu verkaufen – trotz zahlreicher Angebote. Heute sind die Kalmarer ihnen dafür unendlich dankbar, denn ohne ihren Widerstand gäbe es diesen einzigartigen Ort nicht mehr.
Ein Ort zum Verweilen
Ich war schon viele Male im Kullzénska Café zu Besuch und komme immer wieder gerne zurück. Ich hoffe, ich konnte euch dieses besondere Plätzchen ein wenig näherbringen und vielleicht schaut ihr ja bei eurem nächsten Kalmar-Besuch hier vorbei. Es lohnt sich auf jeden Fall, in dieser gemütlichen Atmosphäre eine Auszeit zu genießen und in die Geschichte der Stadt einzutauchen.